„Das Nusszweiglein“
Ein Stück aus den vermeintlich höheren Sphären der Kunstmusik, Franz Schrekers „Der Wind“, führte Ute Kleeberg zu Ludwig Bechsteins Märchen vom „Nusszweiglein“: „Es scheint mir“, schwärmt sie, „als ob das Märchen und die Komposition füreinander bestimmt wären.“ Für die verdienstvolle „Edition Seeigel“ erzählt Kleeberg die Geschichte neu und fand mit dramaturgischem Gespür vortrefflich stimmige Tonkunst dazu. Denn „Klassische Musik und Sprache erzählen“ stets gemeinsam bei den Produktionen des Echo-preisgekrönten Hauses. Im Märchen bricht ein Kaufmann zu einer Reise auf und verspricht seinen Töchtern je ein Mitbringsel. Um Kostbarkeiten bitten zwei der Mädchen; das bescheidene dritte aber will nur einen Zweig vom Nussbaum. Ihn zu erringen – mitsamt seiner wunderbaren Zauberkraft – verlangt vom Papa und den Seinen unerschrockene Abenteuerbereitschaft.
Illustrierend und vertiefend erklingen dazu eigens eingespielte Kammerwerke auch von Glière und Ornstein, Schumann und Strauss. „Ukrainische, deutsche, russische, jüdische, christliche und atheistische Komponisten erzählen gemeinsam eine Geschichte von der unendlichen Kraft der Liebe.“ Zu Weihnachten, dem Fest der Liebe, passt das wie die Nuss aufs Plätzchen.
Michael Thumser
Frankenpost 11. Dezember 2014
Das Nusszweiglein: Edition Seeigel, 1 CD, Nr. SG036.